Gengo, die Epochen der Kaiserzeit in Japan 元号
Willkommen in den Epochen der japanischen Kaiserzeit!
In Japan gibt es parallel zum weltweit verbreiteten gregorianischen Kalender auch ein System zur Zählung der Jahre, das auf der Regentschaft der verschiedenen Kaiser basiert. Dieser Kalender stammt aus China und wurde 645 von Japan übernommen. Er wird im Alltag von der Bevölkerung, aber auch von der japanischen Regierung verwendet.
Wie funktioniert das System der Kaiserzeit?
Das System der Kaiserzeit wurde im Jahr 645 während der Taika Reform unter der Herrschaft von Kaiser Kotoku gegründet, dem 36. seiner Linie. Die erste in Japan erfasste Kaiserzeit wird daher als Taika-Ära bezeichnet und dauerte bis zum Jahr 650 des Gregorianischen Kalenders. Seitdem gab es 247 Ären (Gengo). Die 248. wurde am 1. April 2019 ausgerufen.
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Dieses System wurde während der Regentschaft des Kaisers Mutsuhito im 3. Jahr der Keio-Ära modifiziert und läutete das erste Jahr der Meiji-Zeit (1868-1912) ein.
Von nun an wurde das System eines Gengo = Kaisers eingerichtet.
Bis zu diesem Zeitpunkt war das durchaus nicht immer der Fall gewesen. Der Gengo konnte sich aus verschiedenen Gründen ändern. Es gibt also folgenden Unterschied zwischen den modernen Ären und denen vor der Meiji-Zeit: Vor 1868 konnten eine Naturkatastrophe oder eine Epidemie Grund genug sein, eine neue Ära einzuleiten.
Eine Ära konnte damals Teile der Herrschaft verschiedener Kaiser umfassen, bzw. ein Kaiser konnte mehrere Ären lang regieren. Die oben erwähnte Änderung fand innerhalb der als Meiji-Restauration bekannten Zeit statt.
So war Komei Kaiser der Ären Kaei, Ansei, Man'en, Bunkyo, Genji und Keio. Yoshihito aber, regierte als einziger Kaiser der Taisho-Ära (1912-1926) und Kaiser Hirohito war einziger Kaiser der Showa-Ära, die 63 lange Jahre dauerte (1926-1989).
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Die Heisei-Ära (1989-2019) begann mit dem Tod von Kaiser Showa am 7. Januar 1989. Am nächsten Tag, dem 8. Januar, wurde sein Sohn Akihito zum neuen Kaiser ernannt.
Zur Festlegung des Namens der neuen Ära wurde nur ein Tag benötigt, den Verwaltungen und der Bevölkerung wurde jedoch ein Monat des Übergangs vor dem offiziellen Eintritt in die neue Epoche gewährt, um ihnen Zeit zur Anpassung der Verwaltungsdokumente, Computerprogramme und aller offiziellen Dokumente zu geben.
Der in der westlichen Welt gültige Gregorianische Kalender wird in Japan erst seit 1872 verwendet. Nach dem 2. Weltkrieg bezieht man sich hauptsächlich auf ihn. Jedoch ist es noch heute üblich, Gengo für Verwaltungsdokumente wie beispielsweise Führerscheine zu verwenden.
Wer legt die Bezeichnungen fest?
Seit der neuen japanischen Verfassung, die nach dem Zweiten Weltkrieg verabschiedet wurde, entscheidet die Regierung über den Namen der Ära. So geschah es für die Heisei-Ära und auch für die neue Ära Reiwa.
Der Premierminister wählt eine Jury aus renommierten Gelehrten und fordert sie auf, mögliche Namen vorzuschlagen, die für die neue Ära geeignet sind. Jeder muss mehrere Gengo vorschlagen, die aus zwei Kanji bestehen sollen.
Man beachte, dass das gleiche Kanji oft wieder vorgeschlagen wird. Seit 645 fanden nur 72 Kanji für 248 Namen von Ären Verwendung, von denen 21 Zeichen mehr als zehn Mal auftauchten.
Der Name muss die Ideale und Werte der Nation widerspiegeln und es sollten Kanji benutzt werden, die von allen leicht zu lesen und zu schreiben sind.
Dies ist der Fall für die Heisei- Ära, welche " Erreichung des Friedens" bedeutet, sowie für die neue Reiwa-Ära. Der Name steht in Verbindung mit der Waka Poesie und beschriebt die harmonische Verbindung von Mensch und Natur, die für das 21. Jahrhundert ja wirklich erstrebenswert wäre.
Naruhito und die Reiwa-Ära
Zum ersten Mal seit zwei Jahrhunderten hat der japanische Kaiser zu Gunsten seines Sohnes Naruhito auf eigenen Wunsch abgedankt. Dies bedeutet einen Wandel der Ära und das Ende von 31 Jahren Heisei.
Kaiser Akihito, nunmehr 85 Jahre alt, hatte in Japan einen großen Schock ausgelöst, als er im Sommer 2016 seinen Wunsch bekannt gab abzudanken. Wegen seines hohen Alters befürchtete er, seiner Rolle als Repräsentant des japanischen Staates nicht mehr gewachsen zu sein.
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Das Kaiserhaus schreibt jedoch vor, dass der Kaiser sein Amt bis zum Tod ausüben muss, was seine Vorgänger auch getan haben. Es war daher notwendig, Premierminister Shinzo Abe und seine Minister davon zu überzeugen, diese strengen Regeln zu lockern.
Von der erzkonservativen Regierung wurde das Gesetz jedoch nicht geändert. Stattdessen profitierte Akihito als einziger Kaiser von einer Einzelfallregelung.
Akihitos Abdankung setzt der Heisei- Ära ein Ende und läutet den Beginn einer neuen Ära ein. Am 1. April wurde deren Name bekannt gegeben: REIWA. Diese Epoche begann nun mit der Krönung des neuen Kaisers Naruhito am 1. Mai 2019.
Der Begriff „Reiwa“ wurde der „Man'yōshū“, der ersten Anthologie der Waka, einer aus dem 7./8. Jahrhundert stammenden Sammlung japanischer Poesie entnommen, die gleichsam das traditionelle und kulturelle Vermächtnis des Archipels ist.
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