Yamadera, ein mystischer Bergtempel im Herzen der japanischen Region Tohoku
Yamadera liegt in den Bergen nordöstlich von Yamagata City und ist ein malerischer buddhistischer Tempelkomplex, der vor über tausend Jahren im Jahr 860 gegründet wurde. Sein offizieller Name ist Risshakuji, aber im Volksmund ist er als Yamadera bekannt, was auf Japanisch "Bergtempel" bedeutet. Yamadera bietet Besuchern eine einzigartige spirituelle Erfahrung, atemberaubende Ausblicke und eine Begegnung mit der reichen Geschichte und Kultur Japans.
Geschichte und spirituelle Bedeutung von Yamadera
Yamadera wurde 860 n. Chr. von dem buddhistischen Mönch Jikaku Daishi (Ennin) gegründet, der die rituelle Flamme aus dem Enryaku-ji-Tempel auf dem Berg Hiei bei Kyoto mitbrachte. Diese Flamme brennt seit über 1.200 Jahren ununterbrochen in der Haupthalle des Konpon Chudo. Im 13. Jahrhundert wurde Yamadera zum Zen-Buddhismus konvertiert, bevor es 1356 zur Tendai-Sekte zurückkehrte.
Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich Yamadera zu einem wichtigen Zentrum des Buddhismus in der Region Tohoku. Der Berg selbst galt als heiliger Ort für asketisches Training. Auch heute noch wird geglaubt, dass die Verehrung von Yamadera helfen kann, schlechte Beziehungen zu beenden und Glück zu bringen. Der Tempel stand im Mittelalter unter der Schirmherrschaft von Shogunen und Daimyo.
Wanderung über 1000 Stufen durch einen bezaubernden Zedernwald
Um den oberen Bereich von Yamadera zu erreichen, müssen Besucher eine steile Steintreppe mit über 1000 Stufen hinaufsteigen. Der Weg schlängelt sich durch einen mystischen Zedernwald, vorbei an Dutzenden von Hallen, Pagoden und Steinlaternen. Entlang des Weges finden sich zahlreiche Nio-Statuen, alte Gräber und Gedenkstätten.
Man sagt, dass mit jedem Schritt, den man hinaufsteigt, ein weltlicher Wunsch zurückbleibt, was den Aufstieg zu einer Form der spirituellen Läuterung macht. Rastplätze bieten die Möglichkeit, Atem zu schöpfen und die üppige Natur zu bewundern. Gebetstafeln und Münzen werden oft an kleinen Schreinen am Wegesrand abgelegt. Die Wanderung hinauf und hinunter dauert in der Regel 1-2 Stunden.
Treppe durch den Zedernwald, Yamadera-Tempel, Präfektur Yamagata
Die wichtigsten Tempelbauten und ihre besonderen Merkmale
Am Fuße des Berges befindet sich der Konpon Chudo, die Haupthalle von Yamadera und ein ausgewiesenes Nationaldenkmal. Dieses alte Holzgebäude, das heilige Statuen beherbergt, gilt als das älteste Buchenholzgebäude Japans. Weitere bemerkenswerte Gebäude sind das auf einem Felsvorsprung gelegene Nokyodo-Sutra-Lager, die Kaisando-Gründerhalle und die Godaido-Aussichtsplattform.
Wenn man durch das Niomon-Tor mit seinen wilden Schutzgottheiten hinaufsteigt, offenbart sich ein ganzes Bergdorf von Untertempeln und Hallen. Einige von ihnen dienen auch heute noch als Stätten für die esoterische buddhistische Ausbildung von Mönchen. Ganz oben befinden sich der Okunoin-Tempel und die Daibutsuden-Halle mit ihrer goldenen Amida-Buddha-Statue.
Die Godaido-Halle und der unvergessliche Panoramablick
Der Höhepunkt eines Besuchs in Yamadera ist der Blick von der Godaido-Halle, einem nationalen Kulturgut, das auf hölzernen Stelzen über den Berghang ragt. Von dieser Aussichtsplattform aus eröffnet sich ein atemberaubendes Panorama über das Tal und die fernen Berge. Die Landschaft verändert sich mit den Jahreszeiten, von der Kirschblüte im Frühling über das leuchtende Herbstlaub bis zum Schnee im Winter.
Wenn man Godaido erreicht und die atemberaubende Aussicht genießt, hat sich die Mühe des Aufstiegs gelohnt. An einem klaren Tag kann man kilometerweit sehen, mit den Städten und Reisfeldern unter sich und den bewaldeten Bergen, die am Horizont verschwinden. Der Blick von diesem hochgelegenen Aussichtspunkt ist wirklich wie eine mystische Erfahrung, die die Seele reinigt.
Konpon Chudo, die Haupthalle des Yamadera-Tempels, Präfektur Yamagata
Yamaderas Verbindung zu dem berühmten Haiku-Dichter Basho
Yamadera ist berühmt für seine Verbindung mit Matsuo Basho, einem der größten Haiku-Dichter Japans. Basho besuchte Yamadera im Jahr 1689 während seiner epischen Reise, die er in "Der schmale Weg in den tiefen Norden" beschreibt Inspiriert von der tiefen Stille und der natürlichen Schönheit des Tempels, verfasste er eines seiner bekanntesten Gedichte: "Stille - der Schrei der Zikade durchdringt die Felsen"
In Yamadera können Sie eine Statue von Basho, ein steinernes Denkmal mit seinem Gedicht und den Semizuka-Hügel besichtigen, auf dem lokale Dichter später einige seiner Schriften vergruben. Auf der anderen Talseite des Tempels befindet sich das Yamadera Basho Memorial Museum mit Ausstellungen über das Leben und Werk des Dichters. Es ist eine große Attraktion, auf den Spuren Bashos aus der Edo-Zeit zu wandeln.
Praktische Informationen zum Besuch von Yamadera
Der Bahnhof Yamadera an der JR-Senzan-Linie ist nur 5 Gehminuten vom Tempeleingang entfernt. Züge fahren stündlich von Sendai (1 Stunde) oder Yamagata (20 Minuten). Der Shinkansen aus Tokio fährt bis Sendai. Der Eintritt beträgt ¥300 für Erwachsene. Der Tempel ist von 8:00 bis 17:00 Uhr (im Winter bis 16:30 Uhr) geöffnet. Für einige Gebäude werden zusätzliche Eintrittspreise erhoben.
Festes Schuhwerk und wetterangepasste Kleidung werden für den Aufstieg empfohlen. Die Mitnahme von Wasser ist unerlässlich. In den heißen Sommermonaten sollten Sie sich vor den giftigen Mamushi-Schlangen in Acht nehmen, die manchmal auf dem Weg zu sehen sind. Nach der Wanderung können Sie in den Geschäften am Eingang einkehren und lokale Spezialitäten wie Chikara Konnyaku, Soba-Nudeln und Softeis mit Kirschgeschmack probieren. Weitere Informationen unter www.yamaderakankou.com.
Saisonale Höhepunkte und Fotomöglichkeiten in Yamadera
Jede Jahreszeit offenbart ein anderes Gesicht der Schönheit von Yamadera. Im Frühling erblüht der Berg mit Kirschblüten und anderen Blumen. Der Sommer bringt üppiges Grün und den widerhallenden Gesang der Zikaden mit sich. Im Herbst färbt sich die Landschaft durch die wechselnden Blätter in leuchtende Rot-, Gelb- und Orangetöne. Und im Winter verwandelt sich Yamadera in ein stilles Wunderland aus Schnee und Frost.
Für Fotografen bietet Yamadera unendlich viele Möglichkeiten. Halten Sie den Morgennebel fest, der durch das Tal zieht, die Lichtstrahlen, die durch die hoch aufragenden Zedern fallen, oder das dramatische Schattenspiel auf dem verwitterten Holz des Tempels. Zoomen Sie auf Details wie moosbedeckte Statuen, Büschel von purpurroten Ahornblättern oder Eiskristalle, die die Dachrinne schmücken. Die Aussicht vom Godaido ist zu jeder Jahreszeit spektakulär, besonders bei Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang.
Ganz gleich, ob Sie wegen der Geschichte, der spirituellen Atmosphäre, der landschaftlich reizvollen Wanderungen oder der Möglichkeit, in Bashos Fußstapfen zu treten, kommen, Yamadera wird einen tiefen Eindruck hinterlassen. Dieser heilige Bergtempelkomplex zeigt die Harmonie zwischen den buddhistischen Traditionen Japans und der natürlichen Landschaft und lädt Sie ein, innezuhalten und über die tiefere Bedeutung des Lebens nachzudenken. Entdecken Sie mit einem Besuch in Yamadera eines der schönsten Ziele der Präfektur Yamagata.
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Herbstaussicht vom Godaido, Yamadera-Tempel, Präfektur Yamagata