Der Sikahirsch: Eine faszinierende Art, die in Ostasien heimisch ist
Körperliche Merkmale und Aussehen von Sikahirschen
Sikahirsche haben im Sommer ein rötlich-braunes Fell mit auffälligen weißen Flecken, die im gedämpften Licht des Walduntergrunds zur Tarnung beitragen. Im Winter wechselt das Fell zu einer dunkleren braunen oder grauen Farbe, wobei die Flecken weniger auffällig werden. Die männlichen Tiere, die so genannten Hirsche, entwickeln in den Wintermonaten eine dunkle, zottelige Mähne entlang des Halses. Sikahirsche haben einen weißen Steißfleck mit einem schwarzen Rand und einen weißen Schwanz mit einem schwarzen Streifen in der Mitte.
Den männlichen Tieren wächst jedes Jahr ein Geweih, das bei ausgewachsenen Hirschen in der Regel 4 Spitzen, gelegentlich aber auch bis zu 8 Spitzen aufweist. Das Geweih ist schmal und nach hinten gebogen, nicht nach vorne wie beim Japanischen Makaken. Sikahirsche sind mittelgroße Hirsche mit einer Schulterhöhe von 70-95 cm und einem Gewicht von 40-70 kg, während Hirschkühe 50-70 cm groß sind und 30-45 kg wiegen. Die größte Unterart ist der mandschurische Sikahirsch auf dem asiatischen Festland, die kleinste der japanische Sikahirsch in Südjapan.
Unterarten und ihre geografische Verbreitung
Je nach taxonomischer Autorität gibt es 6-14 anerkannte Unterarten des Sikahirsches. Zu den wichtigsten Unterarten gehören der Japanische Sikahirsch (C. n. nippon) im Süden Japans, der Formosanische Sikahirsch (C. n. taiouanus) in Taiwan und der Mandschurische Sikahirsch (C. n. mantchuricus) auf dem asiatischen Festland. Die meisten der weltweit eingeführten Populationen stammen von der japanischen Unterart ab.
In ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet sind die Sikapopulationen aufgrund von Bejagung, Lebensraumverlust und Konkurrenz durch eingeführte Hirscharten und Nutztiere erheblich zurückgegangen. In Japan sind sie jedoch aufgrund des Mangels an natürlichen Raubtieren und strenger Jagdvorschriften nach wie vor sehr zahlreich vertreten. Sikahirsche gedeihen auch in vielen der Gebiete, in denen sie eingeführt wurden.
Verhalten und Sozialstruktur
Sikahirsche sind im Allgemeinen dämmerungsaktiv, d. h. sie sind vor allem in der Morgen- und Abenddämmerung aktiv. Außerhalb der Brutzeit bleiben Männchen und Weibchen normalerweise getrennt. Hirsche sind oft Einzelgänger oder bilden lose Junggesellengruppen, während Hirschkühe in kleinen Familiengruppen mit ihren Jungen leben. Sikas sind als sehr lautstark bekannt und verfügen über ein Repertoire von mindestens 10 verschiedenen Lautäußerungen. Die Hirsche geben während der Brunftzeit einen markanten Pfeifton von sich, der manchmal als "Horn" bezeichnet wird
Sikahirsche ernähren sich hauptsächlich von einer Vielzahl von Gräsern, Kräutern, Blättern und Zweigen. Sie fressen auch gerne landwirtschaftliche Nutzpflanzen, was in einigen Gebieten zu Konflikten mit Landwirten führt. Sika sind ausgezeichnete Schwimmer und gehen gerne ins Wasser, um Raubtieren zu entkommen oder Inseln zu erreichen. Bei Alarm heben sie den Schwanz und das Steißbein und geben einen bellenden Alarmruf von sich.
Lebensraumpräferenzen und Populationsstatus
Der bevorzugte Lebensraum von Sikahirschen sind bewaldete Gebiete mit dichtem Unterwuchs, typischerweise in gemäßigten bis subtropischen Regionen. In ihrem eingeführten Verbreitungsgebiet haben sie sich auch gut an offenes Grasland und sogar an Sumpfgebiete angepasst. Sikahirsche gedeihen in Gebieten mit geringen jährlichen Schneefällen, da starker Schneefall ihre Möglichkeiten der Nahrungssuche einschränken kann.
In Japan sind die Sikahirsch-Populationen in den letzten Jahrzehnten explosionsartig angestiegen, was zu erheblichen Beeinträchtigungen der einheimischen Wälder durch Überwucherung geführt hat. In anderen Teilen ihres heimischen Verbreitungsgebiets, etwa in China und Korea, gelten Sikahirsche durch die Jagd und den Verlust ihres Lebensraums als bedroht. Der Status der eingeführten Populationen ist unterschiedlich: Einige werden als Jagdressource geschätzt, während andere als potenziell invasive Art betrachtet werden.
Eingeführte Populationen auf der ganzen Welt
Sikahirsche wurden in zahlreichen Ländern der Welt eingeführt, oft als Ziertiere in Parks und auf Landgütern. Zu diesen Einführungen gehören:
- Europa: Österreich, Belgien, Tschechische Republik, Dänemark, Finnland, Frankreich, Deutschland, Irland, Litauen, Niederlande, Norwegen, Polen, Russland, Schweden, Schweiz, Vereinigtes Königreich
- Nordamerika: Kanada, Vereinigte Staaten (Colorado, Kansas, Maryland, Michigan, Minnesota, Missouri, Nebraska, New York, North Carolina, Oklahoma, Pennsylvania, Texas, Virginia, Washington)
- Ozeanien: Australien, Neuseeland
- Anderswo: Brasilien, Südafrika
In einigen Fällen hat der Sikahirsch als invasive Art negative Auswirkungen gehabt. Sie können einheimische Pflanzengemeinschaften durch ihren Verbiss verändern, mit einheimischen Hirscharten konkurrieren und forstwirtschaftliche Plantagen und landwirtschaftliche Kulturen schädigen. Im Vereinigten Königreich kreuzen sich Sikahirsche auch mit einheimischen Rothirschen, was zu Bedenken hinsichtlich der genetischen Integrität der einheimischen Arten führt.
Bejagung und andere menschliche Interaktionen mit Sikahirschen
Sikahirsche sind sowohl in ihrem heimischen als auch in ihrem eingeführten Verbreitungsgebiet eine beliebte Wildart. In Japan trägt die regulierte Jagd dazu bei, übermäßige Populationen zu kontrollieren, und bietet wirtschaftliche Vorteile durch Wildbret und Tourismus. In Europa und Nordamerika werden Sikahirsche von Jägern wegen ihrer schwer fassbaren Natur und der Herausforderung, die sie darstellen, geschätzt. Viele Trophäenjäger haben es auf die mandschurische Unterart wegen ihres beeindruckenden Geweihs abgesehen.
Sikahirsche können jedoch auch mit menschlichen Interessen in Konflikt geraten, insbesondere in Gebieten, in denen sie eingeführt wurden. Ihr Verbiss kann erhebliche Schäden an forstwirtschaftlichen Plantagen verursachen, und ihr Abweiden kann die Ernteerträge verringern. Außerdem sind Sikahirsche Träger von Zecken, die Krankheiten wie die Lyme-Borreliose übertragen und damit ein Risiko für die menschliche Gesundheit darstellen.
Trotz dieser Probleme sind Sikahirsche auch zu einem wichtigen Bestandteil der Ökotourismusindustrie in Orten wie den schottischen Highlands und Nara, Japan, geworden. Im Nara-Park gelten Sikahirsche als heilige Boten der Götter und werden geschützt. Touristen können spezielle Kekse kaufen, um die Hirsche zu füttern, die bemerkenswert zahm geworden sind.
Kulturelle Bedeutung von Sikahirschen, insbesondere in Japan
In Japan haben Sikahirsche eine lange kulturelle Tradition. Im Shinto, der einheimischen Religion Japans, gelten Sikahirsche als heilig und werden als Boten der Götter betrachtet. Im Nara-Park, in dem sich der Todaiji-Tempel und der Kasuga-Schrein befinden, streifen über 1200 Sikahirsche frei umher und sind als nationales Kulturgut geschützt.
Der Legende nach kam ein mythischer Gott auf einem weißen Hirsch reitend nach Nara, was dazu führte, dass Hirsche als heilige Tiere betrachtet wurden. Bis zum 16. Jahrhundert stand auf die Tötung eines dieser heiligen Hirsche die Todesstrafe. Heute gelten die Rehe nicht mehr als heilig, werden aber immer noch geschützt und verehrt. Jeden Sommer findet im Kasuga-Schrein eine Zeremonie zu Ehren der heiligen Hirsche statt.
Sikahirsche sind auch in der japanischen Kunst seit Jahrhunderten ein beliebtes Motiv. Sie tauchen häufig in traditionellen Ukiyo-e-Holzschnitten und Gemälden auf und werden oft als edle Kreaturen neben Kirschblüten oder Ahornblättern, den Symbolen der wechselnden Jahreszeiten, dargestellt. Insbesondere die Stärke und Anmut der Sikahirsche werden in der japanischen Kultur seit langem gefeiert.
Im Gegensatz zu vielen westlichen Kulturen, die Hirsche in erster Linie als Wildtiere betrachten, haben die Japaner eine tiefe kulturelle Verehrung für Sikahirsche, die in ihrem religiösen Glauben und ihren künstlerischen Traditionen wurzelt. Dies hat zu einer anderen Herangehensweise an die Bewirtschaftung der Hirsche geführt, wobei der Schwerpunkt eher auf der Kontrolle der Population und der Schadensbegrenzung als auf der Sportjagd liegt, auch wenn es außerhalb von Schutzgebieten eine regulierte Jagd gibt.
Der Sikahirsch ist in Japan nach wie vor eine sowohl ökologisch als auch kulturell wichtige Tierart. Und mit der Ausbreitung dieses anpassungsfähigen Hirsches in neue Teile der Welt entwickelt er neue kulturelle Assoziationen und prägt weiterhin Landschaften und Ökosysteme weit entfernt von seiner angestammten Heimat im japanischen Archipel. Wenn Sie mehr über Sikahirsche und die Naturgeschichte Japans erfahren möchten, lesen Sie den Naturführer von JapanVisitor und besorgen Sie sich eines der empfohlenen Bücher über die japanische Natur. Wenn Sie die Chance haben, Sikahirsche in freier Wildbahn zu sehen, sollten Sie sich einer Tour mit einem erfahrenen örtlichen Naturführer anschließen, wie z. B. bei www.japannatureguides.com
Der Sikahirsch (Cervus nippon) ist eine faszinierende Tierart, die in weiten Teilen Ostasiens heimisch ist, darunter Japan, Taiwan, Ostchina, Korea und Teile Russlands. Während sich ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet verkleinert hat, wurden Sikahirsche in vielen anderen Teilen der Welt eingeführt, z. B. in Europa, Australien, Neuseeland und den Vereinigten Staaten. Diese mittelgroßen Hirsche sind für ihr charakteristisches geflecktes Fell bekannt , das im Gegensatz zu vielen anderen Hirscharten bis ins Erwachsenenalter erhalten bleibt. Sikahirsche weisen außerdem bemerkenswerte Größenunterschiede zwischen den Unterarten und einen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus auf, wobei die Männchen größer sind als die Weibchen.