Kaiseki Restaurant Monya
Wir haben das Restaurant Monya, das sich auf Kaiseki-Mahlzeiten spezialisiert hat, in Tokio getestet!
Ein mehrgängiges japanisches Essen »Kaiseki« wird traditionell mit hochwertigen Zutaten und großer Kunstfertigkeit zubereitet. Dafür als Tourist ein passendes Restaurant in Tokio zu finden, ist gar nicht so einfach. Dann gibt es in einigen Luxushotels die Möglichkeit ein Kaiseki-Essen zu reservieren, doch wird hierfür oft auch eine erhebliche zusätzliche Gebühr nur für den Raum selbst erhoben, was es für Alleinreisende oder Paare zu einem recht teuren Vergnügen macht.
Diese Probleme gibt es zum Glück im Sengakuji-monzen Monya nicht, welches unweit vom U-Bahnhof Sengakuji bzw. dem neuen Bahnhof Takanawa Gateway an der Yamanote-Linie liegt. Am Mittag war ich schon mehrmals dort zum Essen, da man auch ohne Reservierung für unter 5000 Yen ein hochwertiges Menü genießen kann. Diesmal entschied ich mich jedoch für ein 9-gängiges Abendmenü zum Preis von 16.000 Yen (netto), das mindestens zwei Stunden dauert. In größerer Gesellschaft und mit Alkoholbegleitung rechnet man besser gleich mit drei Stunden. Reservierungen kann man auch Online auf Englisch tätigen, ich rate aber jedem trotzdem sich sicherheitshalber telefonisch zu vergewissern, dass alles geklappt hat. In meinem Fall kam die Online-Reservierung nämlich nicht beim Restaurant an. Das war aber kein Problem, da ich am Vortag vorsichtshalber nochmals angerufen hatte.
Das Monya liegt direkt vor dem Tor des Tempels Sengakuji genau dafür steht der erste Teil des Namens »Sengakuji-monzen«. Kommt man im Winterhalbjahr zum Abendessen, dann schließt der Tempel bereits um 17 Uhr, man kann also nicht mal kurz vorher den Gräbern der 47 Ronin einen Besuch abstatten. Der reguläre Eingang des Restaurants ist ein schmaler Weg zwischen zwei größeren Gebäuden, die sich links vom immer offenen äußeren Tor des Tempels befinden (siehe Foto).
Nach einem herzlichen Empfang werde ich zum Tisch geleitet. Ich bestelle für den Anfang erst ein alkoholfreies Getränk und bekomme nach circa 15 Minuten die Vorspeise serviert.
Vorspeise
Auf einem großen Teller befindet sich ein Seeteufelfilet mit Steckrübe und japanischer Petersilie. Das Ganze ist verziert mit Meringue – eine jahreszeitliche Andeutung auf den ersten Frost – und Blattgoldstückchen. Eine als Ahornblatt geschnittene Karottenscheibe und noch einige Streifen der japanischen Zitrusfrucht Yuzu fürs Aroma.
Frittierter Gang
Tempura und Kushiage sind beliebte Gerichte in Japan. Der frittierte Gang ist natürlich noch eine Steigerung hinsichtlich Qualität und enthält eine weiches Kabeljau-Rogenkotelett, geräucherter Rettich, eine dünn geschnittene Scheibe Lotuswurzel und süßer grüner Chili.
Zwischendurch wird mir der frische Fisch des Hauptgangs auf Eis präsentiert und ich darf die Kochmethode wählen. Zur Auswahl stehen mit Salz gegrillt und gedünstet in spezieller Sojasauce. Ich verlasse mich auf die Empfehlung des Kellners und wähle die Variante vom Grill.
Suppengang
In der hochwertigen Kaiseki-Küche sind klare Suppen verbreitet, die Köche verwenden viel Zeit darauf eine raffinierte Dashi-Brühe zu kreieren. In der klaren Dashi-Suppe schwimmt eine Chrysanthemenblüte, das Ganze ist mit schwarzem Pfeffer abgeschmeckt. Die Suppeneinlage besteht aus einer Scheibe vom Wagyu-Rind, Matsutake-Pilze, japanischer Taro-Kartoffel-Tofu und grünen Zwiebeln.
Sashimi
Roher Fisch darf beim Kaiseki-Menü natürlich nicht fehlen. Hübsch angerichtet sind Scheiben vom Thunfisch, Zackenbarsch und Tintenfisch. Dazu eine Garnitur aus japanischem Rettich, Shisoblatt, -blüten und -kresse. Dazu gibt es noch frisch geriebenes Wasabi. Die gesamte Garnitur ist essbar und so genieße ich gewöhnlich ein Stück Thunfisch mit dem großen Shisoblatt. Die Blüten gebe ich in das Schälchen mit der bereitgestellten Sojasauce für ein noch dezenteres Aroma beim Verzehr der Stücke vom Zackenbarsch.
Saisonales Gericht
Beim saisonalen Gericht zeigt sich die ganze Handwerkskunst der Kaiseki-Köche. Auf einem Holztablett sind drei Schälchen platziert:
a) Gegrillter Meeraal mit in Essig eingelegtem Reis und gehackter Gurke.
b) Gewürzte Kyoto-Pilze mit gedünsteter Lilienzwiebel, gesalzener Lachsrogen.
c) Frische Kaki mit Apfel, garniert mit Tofu-Sauce angerichtet im Pani-Puri-Stil.
Gedämpftes Gericht
Das gedämpfte Gericht wird in einer tiefen Schüssel serviert, nachdem der Deckel abgehoben wird, kommt mir ein angenehm riechender Dampf entgegen. Stücke von der Schneekrabbe befinden sich auf einem Kloss aus Klebkuchen, darüber noch Tofuhaut, Kastanienstücke, Shitake-Pilze und Eidotter-Creme. Optisch noch weiter aufgewertet wird der Gang durch eine geriebene Ingwergarnitur und Mibuna-Gemüse an der Seite.
Hauptgang
Der zuvor präsentierte ganze Fisch aus der Präfektur Toyama liegt mit Salz gegrillt und kleiner Beilage auf einem flachen Teller angerichtet vor mir. Außen eine leckere knusprige Haut und innen saftig weißes Fischfilet – besser geht es wirklich nicht. Zum Hauptgang lasse ich mir ein Glas Sake bringen, dieser kommt passenderweise genauso wie der Fisch aus Toyama.
Gebackener Reisauflauf
Nach dem Hauptgang wird traditionell Reis serviert. Hier ist es jedoch nicht einfach weißer Reis, sondern aufwendig in einer Kasserole mit gewürzten Fischstückchen von der Gelbschwanzmakrele und gebratenen rotem Garnelen gemischter Reis. Wer Kamameshi schätzt (statt Porzellan wird dort ein Metalltopf verwendet), der freut sich besonders auf den knusprigen Reis, der sich am Rand befindet. Der Reis wird zusammen mit eingelegtem Gemüse und roter Miso-Suppe serviert. Die ganze Portion ist fast nicht zu schaffen, am Ende wird mir aus dem übrigen Reis noch ein Onigiri schön verpackt mit auf den Weg gegeben.
Nachspeise
Der erste Dessert besteht aus einem Matcha-Pudding garniert mit süßen Adzuki-Bohnen, gehacktem Erdbeergelee und Sahne. Beim Matcha-Pudding kommen nostalgische Gefühle auf, denn der Pudding erinnert ein wenig an die "Matcha-Bayerisch-Creme" von Kinozen in Kagurazaka; leider hat Kinozen Ende September 2022 für immer geschlossen.
Der zweite Dessert ist gerösteter Gerstenmehlkuchen mit schwarzer Honigmilch überzogen; leider habe ich erst nach seinem Verzehr bemerkt, dass ich kein Foto davon gemacht habe.
Nach gut zwei Stunden bin ich wirklich satt und jeder Gang war ein wahrer Genuss für meine Geschmacksnerven. Die Rechnung beträgt am Ende mit zwei Getränken, 10% Servicegebühr und Mehrwertsteuer 21.417 Yen. Dank des günstigen Yenkurses erscheinen später gerade mal gut 150€ auf meiner Kreditkartenabrechnung – in Deutschland muss man für ein hochwertiges 9-gängiges Menü mindestens das Doppelte bezahlen.
Am Ende finden sich der Chefkoch der warmen Küche und der Sushi-Chefkoch zum Abschied ein, ein weiterer Koch begleitet mich noch bis zum Ausgang und verbeugt sich zur Verabschiedung. Ich werde sicherlich im nächsten Frühjahr wieder kommen, um die Highlights der Kaiseki-Küche zu einer anderen Jahreszeit zu genießen.
Adresse - Ankunftszeit - Anfahrt
Monya
Addresse
2 Chome-11-6 Takanawa
108-0074
Tokio
Japan
Webseite
https://monya.org/eng/